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Landwirtschaft - ZwiebelnZwiebelfeld vor Kaliviani

Kaliviani ist das Dorf der Zwiebeln. Diese Zwiebeln sind schon etwas Besonderes: vom Samen bis zur eßbaren Gemüsezwiebel braucht es drei Ernte-Perioden.
Zunächst werden einfache Zwiebelsamen in das frisch gepflügte Feld ausgesät. Diese wachsen zu kleinen, Daumennagel großen Zwiebelchen heran, nicht größer. Also muss man sie ernten, sortieren und trocken lagern, bevor sie ein weiteres Mal in den Acker ausgesetzt werden. Das ist die Zeit der Hilfsarbeiterfrauen, die in Gruppen von 5 bis 10 Personen die Ackerfurchen mit diesen kleinen Stecklingen bepflanzen.
Wenn es Ende Juli bis Mitte August soweit ist, dass die Zwiebeln geerntet werden, ist jede Hand beim Zöpfe flechten willkommen. Gemeinsam sitzt man wochenlang auf provisorischen Hockern, Obstkisten oder Styroporblöcken von irgendwoher, inmitten einem Haufen Zwiebeln und arbeitet gegen die nicht enden wollende Flut frisch geernteter Zwiebeln an, erzählt sich Geschichten und klatscht über die neuesten Ereignisse.

Die Bewässerung wird vorbereitetIn der Praxis ist es damit jedoch nicht getan. Für die Bewässerung der Samen, Stecklinge und Zwiebelpflanzen müssen schwarze Bewässerungsschläuche über das gesamte Feld ausgelegt werden. In langen Reihen, vom Feldanfang bis zum Feldende, werden sie im Abstand von 40 cm von Hand ausgerollt. Das ist gar nicht so leicht wie es sich liest und man bekommt schnell einen Drehwurm im Kopf, denn damit sich die ganze Schlauchgeschichte nicht vertüddelt, muss man sich selbst samt Rolle jeden Meter einmal um die eigene Achse drehen, wenn man nicht so stark ist, ein Rolle Schlauch “einfach abzurollen”. Schließlich liegt der mit kleinen Ventilen bestückte Bewässerungsschlauch perfekt gerade, und damit es dabei bleibt, werden die Enden mit kleinen Stangen zusätzlich in der Erde befestigt.

Zwischen dem Wasseranschluss und dieser Schlauchgeschichte wird zudem ein Behälter installiert, in dem man wahlweise Dünger, Pestizide oder andere Pflanzenschutzmittel einbringen kann, die sich dann automatisch mit der Bewässerung auf das ganze Feld verteilen können. Ja, und damit sind wir mitten in ein Thema gepurzelt, über das keiner so gern spricht: der massive Umgang mit Pflanzenvernichtungsmitteln, den sogenannten Pestiziden und der künstlichen Düngung. Dabei ist die Sache doch ganz einfach: wo künstlich bewässert wird, freut sich auch das “Unkraut” über soviel Unterstützung, wächst und gedeiht - und ärgert damit den Bauern, der mit seiner Düngung pralle Zwiebeln haben möchte und nicht einen Acker voller grüner Wildkräuter. Also betreibt man Unkrautbekämpfung.
Das zusätzliche Nahrungsangebot zieht auch die Insektenwelt an, die sich unter diesen Bedingungen schlagartig vermehren können. Gegen bestimmte Schädlinge wird also gespritzt; früher aus der Luft per Flugzeug, doch seit sich die Vogelwelt stark reduzierte und die Mandelbäume vielerorts eingingen, hatte man diese Methode nach ein paar Jahren dankenswerter Weise wieder eingestellt.
Wieso verzichtet man nicht wenigstens auf die künstliche Düngung? Nun, durch die künstliche Bewässerung konnten viele Flächen zum Anbau genutzt werden, die zuvor nur Brachland waren, da ihre Erdschichten zu Die Zwiebeln werden zum Trocknen ausgelegtgering waren und der Boden zu trocken. Die künstliche Bewässerung vergrößerte die Anbauflächen (und das Einkommen der Bauern) enorm, allerdings spült das Gießwasser auch schnell alle Nährstoffe aus den oberen Erdschichten, die die Pflanzen für ihr Wachstum brauchen. Also führt man diese wieder künstlich zu, wobei der Unkrautwuchs in Höhe schnellt, also es vernichtet werden muss. Das Auszupfen per Hand erübrigt sich, da die Arbeit mühselig und die Flächen zu groß sind (bzw. ein Bauer zu viele, wenn auch kleinere Äcker betreibt).

Bevor die Zwiebeln eingefahren werden, müssen sie von Hand aus dem zuvor aufgeweichten Boden gerissen werden und zu großen flachen Haufen zusammengelegt werden. Dabei wird das lange Grün schützend über die Knollen gebreitet, damit diese nicht in der Sonne austrockenen. Sobald die Knollen etwas getrocknet sind und das Blattgrün welkt, werden die Zwiebeln auf den Trecker geladen und zu den schattigen Plätzen gebracht, wo die Erntehelfer schon auf sie warten, um sie zu handlichen Sträußen zu binden, welche ihrerseits wieder zu großen, festen Zöpfen gebunden werden. Es gibt schöne Zwiebeln in allen Größen, die meist in einer hellrosa Hülle stecken. Einige Zwiebeln fallen in jeder Ernte weiß aus, und diesen wenigen Exemplaren wird eine besondere Heilkraft zugesagt. Manche flechten auch diese in die ganz normalen Zwiebelzöpfe mit hinein, andere sortieren sie aus. Es kommt meist so, wie es kommt.

leckere ZwiebelnUnd es gibt noch etwas Positives zu berichten: Die Zwiebeln aus Kaliviani werden aus “lebendigen Samen” gezogen, d.h. der Bauer zieht sein Saatgut selbst heran. Dazu läßt er von den Zwiebeln der 3. Generation ein paar Reihen stehen, welche er nicht abernten wird. Hier treiben die Knollen eine Blüte aus, damit später der Samen für die neue, 1. Generation gesammelt werden kann.

 

Zwiebeln aus Kaliviani, per Kilo ca 1€ (gebündelt für Vorratshaltung, ca 20 Kilo) Stand: Winter 2008
Sacharis Dikatakis, Tel.: (0030) 28220 224 67

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