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Jahreszeiten in Kaliviani - Der Herbst
Wie ein zweiter Frühling - so kommt mir der Herbst auf Kreta vor. Der ohrenbetäubende Lärm der Zirkaden schraubte sich endlich um einige Dezibel zurück. Mitte September haben die ersten Regenfälle meine Seele genauso wie den Boden erfrischt und keine drei Tage später sind die staubigen Ackerflächen wie mit grünem Puderzucker bestäubt und die ersten Kräuter  beginnen wieder zu wachsen. Sie bilden einen schönen Kontrast zu den goldvertrockneten Sommerdiesteln, die überall an den Wegesrändern den Sommer in Erinnerung rufen. Die Tage sind nach wie vor sommerlich und das Meer herrlich warm. Aus hartgetretenen Feldwegen spriessen kleine Wildblümchen hervor und schwere Weintrauben hängen hoch an ihren Reben. Die Zweige der Olivenbäume neigen sich unter der Last ihrer Früchte, welche ab November geerntet werden.
Die vom Regen gewaschenen Felsen leuchten in der Sonne und zu bestimmten Zeiten glitzern sogar einige von ihnen. Es ist die Zeit der schönsten Sonnenuntergänge - die abendlichen Wolken verzaubern den Himmel in einmalige Farbenorgien.
Private Tsikoudja-Brennereien möbeln ihre Destillierapparate auf und bereiten sich auf die Schnapsbrennerei vor. Damit der Sprit nicht allzu schnell zu Kopfe steigt, werden bei den zahlreichen Verkostungen Nüsse, Samenkerne, und Oliven gereicht. Georgia schlägt in der letzten Septemberwoche mit einer langen Bambusstange ihre Walnüsse vom Baum neben der Strasse. Die dicke grüne Schale der Früchte platzt beim Aufprall auf den Asphalt auf und gibt die begehrte Walnuss frei - die saftigen grünen Hüllen werden von den Autos zu Brei gefahren und Fussgänger müssen jetzt aufpassen, dass sie nicht darauf ausrutschen, so glatt ist es.
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