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Gästebuch


Die orthodoxe Taufe

Die Taufgesellschaft findet sich so langsam ein.Taufen sind in der Regel kleinere Gesellschaften, als es bei Hochzeiten der Fall ist. Zu den religiösen Handlungen in der Kirche (meist ist es eine kleine Kapelle wo die Zeremonie draußen stattfindet), wird persönlich eingeladen. Oft findet anschließend ein Festessen im kleineren Kreise (30 bis 50 Personen) statt, zu dem gesondert eingeladen wurde.

Die Eltern des Täuflings haben kleine Gastgeschenke (in großen Körben dekorativ gelagert) vorbereitet, die am Ende der kirchlichen Veranstaltung unter den Anwesenden verteilt werden. Früher waren das kandierte Mandeln in kleinen Tüllsäckchen, heute sind es löffelfertige Puddings und kleine Keramikwaren, oder Komboloi-Glasperlenketten (einfache oder versilberte, je nach Geldbeutel der Eltern), Schlüsselanhänger und vieles mehr. Als Zeichen der Christenzugehörigkeit bekommt am Ende der Veranstaltung jeder Gast eine kleine Anstecknadel in Form eines Kreuzes. Sie haben sich auch um genügend Taufwasser gekümmert und bringen etwas heißes Wasser mit, damit alles später eine angenehme Temperatur hat.

Im Mittelpunkt steht Taufbecken und BibelDie Bibel liegt zwischen massiven goldenen, mit Edelstein besetzten Umschlagseiten auf dem Tisch, der neben dem massiven Taufbecken aus Metall aufgestellt wurde. Das Taufbecken erinnert an einen riesigen Kelch. Drei lange, dünne Kerzen, von himmelblauem oder hellrosa Tüll umwickelt, brennen in ihren Halterungen am Rande des Beckens. Ähnlich kostbar wie die Bibel,  ist auch ein kleines Fläschchen verziert, angefüllt mit geweihtem Wasser. Ein großes weißes Handtuch (gern mit zarten Stickereien in rosa oder hellblau) liegt für den Täufling bereit. Weitere notwendige Utensilien für die Taufe sind Olivenöl, eine Schere, ein Stück Seife und ein kleines Handtuch für den Papas, der die Taufe vollziehen wird. Außerdem liegen die Personalausweise von Täufling und Paten beieinander, damit der Name des Paten im Ausweis des Kindes vermerkt werden kann - ganz richtig, um spätere Heiraten unter Getauften ein und desselben Paten zu verhindern. ...siehe

Segnen mit Weihrauch und BekreuzigungenDie Anwesenden haben sich bereits dicht um Tisch, Taufbecken und Popen gedrängt, der Pate nimmt den Ehrenplatz des Tisches gegenüber ein und die Mutter steht, mit dem Kinde auf dem Arm, daneben. Der Pope beginnt die Liturgie zu singen, zeigt das Buch Gottes herum und segnet die Christengemeinde mit Weihrauch. Man bekreuzigt sich oft und deutlich, Lichtblitze der Kameras tauchen die Szene in grelles Licht. Die Taufe wird gefilmtGarantiert steht Jemand bewegungslos in einer Ecke, eine Videokamera geschultert und zeichnet das Ereignis digital auf.
Symbolisch umrunden Pope und Pate schließlich dreimal den Tisch. Dann nimmt der Pope den Taufpaten ins „Kreuzverhör“: Ob er gläubig sei? Antwort des Paten mit Ja. Ob er gläubig sei? Der Pate antwortet wiederholt mit Ja. Dreimal geht es so. Und dreimal muss der Pate das Vaterunser herunterbeten. Manche lesen es ab, andere glänzen mit Auswendig aufsagen. Je schneller, je besser. Das dauert trotzdem eine ganze Weile und gibt dem Geschehen eine mystische, beschwörerische Note.

Das Taufbecken wird mit Wasser gefülltDann wird es ernst: Während der Täufling von seiner Mutter in der Kirche entkleidet wird, bringt ein Helfer den Kübel Wasser herbei und ein weiterer eine Kanne heißen Wassers, welches sich beides zu angenehmer Temperatur im Taufbecken vermengt. Der mittlerweile beschürzte Pope krempelt die Ärmel hoch und segnet das Wasser mit einem Tropfen Öl (aus den Händen des Paten) und einem Schuss Weihwasser (aus dem edel verzierten Fläschchen). Dann wird ihm der entkleidete Täufling von der Mutter überreicht. Spätestens hier legen die meisten Kinder mit herzerweichendem Protest-Geschrei los, das zwar so manch mitleidigen Blick unter den Gästen hervorruft, aber schließlich ist da jeder durch! Also setzt der Pope milde lächelnd und verständig seine Handlung fort.
Der zu Taufende wird dreimal ordentlich mit Wasser benetzt bzw. getaucht, wie es gerade das Größenverhältnis Kind/Becken hergibt. Dann werden ihm mit der kleinen Schere drei Locken abgeschnitten und symbolisch über einer Kerze verbrannt. Das Verbrennen einer HaarlockeSpätestens jetzt ist man doch froh, dass alles unter freiem Himmel stattfindet. Die angegekokelten Haare landen, schwupps, im Taufbecken, der Pope wäscht sich mit dem beigelegten Stück Seife über dem Becken die Hände und der Helfer spült sie ihm mit ein bisschen sauberen Wasser ab, dass er vorausschauend im Kübel zurückbehalten hat. Während dessen wird der Täufling in seine neuen Gewänder gekleidet, welche ihm der Taufpate mitgebracht hat. Fertig angekleidet , und meist nicht mehr weinend, wird er wieder der aufmerksamen Menge präsentiert, die das neue Mitglied der Christenheit hoch erfreut begrüßt. Ein weißes Band verbindet Patin und Patenkind
Ein weißes Band verbindet, symbolisch und tatsächlich, jetzt Paten und Täufling und der Pope zelebriert um beide herum. Von Zeit zu Zeit bekreuzigt sich die Menge gleichzeitig und in Harmonie. Dann wird jenes Band gesegnet, und der Pate bekommt das Kettchen gereicht (das er zuvor gekauft und an dessen Gliedern ein goldenes Christuskreuz hängt), um es seinem Patenkind umzulegen. Dieses wird es ein Leben lang tragen – zumindest zu feierlichen Anlässen – und in Ehren halten. Weitere Segenswünsche und Gebete des Popen, die Gesellschaft wird wieder mit wohl riechenden Weihrauch gesegnet und die Bibel in die Runde gehalten, damit jeder einen Blick darauf werde.
Gastgeschenke und kleine LeckereienDie Veranstaltung neigt sich damit dem Ende zu und die Masse löst sich langsam auf. Nicht ohne langsam an den Körben voller Gastgeschenke vorbei zu flanieren, hinter denen flugs beorderte Helfer dafür sorgen, dass auch jeder Gast eine Gabe überreicht bekommt. Der Gast wiederum stellt seine Geschenktüte dort ab, worin sich meist Spielsachen für das getaufte Kind befinden. Die so genannten Fakelos (kleine, Visitenkarten große Umschläge mit einem Geldgeschenk) sind auf Taufen eher nicht üblich (im Gegensatz zu Hochzeiten). Das Taufkind würde sich wohl gern über all die Geschenke hermachen, muss sich aber noch gedulden, denn erst wird es herumgereicht, jeder möchte schließlich ein Foto mit ihm machen.
Die Anstecknadeln mit dem Kreuz werden verteiltAuf der Strasse setzt sich nun ein Autotross in Bewegung. Man fährt entweder nach Hause oder im Pulk zur verabredeten Gastronomie, um an dem Festessen teilzunehmen. Dort erwartet einem neuerdings meist ein Luftballon geschmückter Raum in den Farben des Kindes und auch immer öfter ein überraschend abwechslungsreiches Menue (im Gegensatz zu den traditionellen Speisen wie reichlich Pilafi und viel Fleisch). Pilafi? Dahinter verbirgt sich in kräftiger, frischer Hühnerbrühe gekochter Reis, der mit Zitrone beträufelt wird und wahrlich köstlich schmeckt. Je nach Gusto wird den anwesenden Kindern hier ein kleines Programm geboten. Die Erwachsenen präsentieren und unterhalten sich, schmieden Pläne und vieles mehr. Wenn man genau hinschaut, bekommt man den Eindruck, dass hier wohl die perfekte Symbiose zwischen Tradition und Kirche, Gesellschaft und den eigenen Belangen statt. ...siehe auch

 

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