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Sommerzeit in Kaliviani
 Pünktlich mit dem Sommeranfang halten die Grillen und Zirkaden die Gegend wieder akustisch in Schach. Wenn ich morgens gegen 7 Uhr aufwache kann ich sie schon aus der Ferne hören, dort, wo bereits die Sonne ihre Strahlen ausbreitet. In meinem Garten ist zu dieser Zeit noch Schatten und herrliche Ruhe. Doch je mehr Licht ins Dorf fällt, umso näher rückt das Geschrei der Zirkaden, bis es schließlich auch meinen Garten erreicht hat und ein Weiterschlafen aussichtslos erscheinen läßt. Und gut, denn noch ist ein bischen Kühle von der Nacht zu spüren, sodass das Gassi-gehen mit Lassi (seit Ende Juni begleitet uns jetzt auch diese Handvoll Katze, namens Pipin) nicht zu sehr zu einer Schwitztour wird. Im Kafeneio vom Georgo vor meinem Haus plaudern die Alten jeden Morgen miteinander oder spielen bis in die frühen Mittagsstunden Karten. Die ersten Touristen fahren bereits auf ihrem Weg nach Balos direkt an meinem Küchenfenster vorbei. Endlich hat auch wieder etwas Wind eingesetzt, und mit der Feuchtigkeit der Nacht trägt er die Düfte der Berge mit ihren Kräutern wie Thymian und Oregano herbei. Die langen Triebe des 150 Jahre alten Weinstocks vorm Kafeneio rascheln erfrischend im Wind. Der Sommer ist da, und man fragt sich untereinander “Wieviele Male warst du bereits im Meer?” - ach, ich war erst einmal schwimmen, aber ich lache und antworte: “Erst ein einziges Mal. Aber warte nur, ich werde dich Überholen!” Doch jetzt ruft mich meine Arbeit, die Ikonen. Gerade arbeite ich an der Hll. Katherina, die für die Altarwand einer Kirche oberhalb von Fallasarna bestimmt ist. Wenn es Sie interessiert, schauen Sie in meinem Atelier vorbei. Es gibt dazu keine bestimmten Öffnungszeiten.
 Ups - und da sind sie wieder, diese sommerlichen Stromausfälle von ca 2 Stunden. Die Insel Kreta ist einfach noch nicht den Anforderungen des modernen Tourismus gewachsen. Die Energieversorgung kann den tatsächlichen Energieverbrauch nicht immer decken, und darum wird reihum, mal in diesem, mal in jenem Dorf der Strom für ein paar Stunden abgestellt. Da sind z.B. die Klimaanlagen der Hotelzimmer, die (bezahlt ist bezahlt!) leider oft von den Gästen den ganzen Tag über laufen gelassen werden, nur damit man Stunden später, bei der Rückkehr vom Strandaufenthalt, sofort ein kühles Zimmer vorfindet. Und die Kreter selber haben natürlich auch die Annehmlichkeiten des modernen Lebens für sich entdeckt, wobei Klimaanlagen bald genauso zum Alltag gehören wie Kühlschrank, TV und Computer. Nun, ich muss hier jetzt Schluss machen, denn der Akku meines Laptops geht langsam zur Neige. Was ich jetzt tue, so ganz ohne Strom? Zum Ikonenmalen brauche ich eine zusätzliche Lampe, also geht es nicht. Tja, dann werde ich mal mit Muskelkraft den Zitronenbaum beschneiden, der wartet schon längere Zeit auf seine Behandlung....
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